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Waffen für psychisch Kranke
08. November 2017 19:44; Akt: 08.11.2017 19:44 Print
Hätte Obama-Regel den Texas-Amok gestoppt?
Unter Barack Obama sollten psychisch Kranke nur schwer an Waffen gelangen. US-Präsident Donald Trump hat dieses Gesetz ausgehebelt. Ist der Amoklauf in Texas eine Folge davon?
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Aus dem Leben des Amokläufers von Texas, Devin Kelley, werden weitere Details bekannt: Der 26-Jährige war bereits vor einigen Jahren in einer psychiatrischen Klinik und brach dort aus. Dem Sender KPRC in Houston zufolge wurde Kelley im Juni 2012 in der Anstalt Peak Behavioral Health Services behandelt. Kurz nach seiner Flucht wurde er allerdings wieder gefasst.
Zuvor war der ehemalige Soldat der Air Force dabei erwischt worden, wie er «mit Feuerwaffen auf dem Luftwaffenstützpunkt Holloman herumschlich», wo er stationiert gewesen war. Kelley habe versucht, Vorgesetzte bei der Armee mit dem Tod zu bedrohen. Ein Blutbad richtete er dann vergangenen Sonntag in der Kirche von Sutherland Springs an.
Mit einem Sturmgewehr der Marke Ruger AR-15 tötete er 26 Menschen. Schnell war die Debatte um striktere Waffengesetze erneut entfacht. US-Präsident Donald Trump reagierte prompt und sprach sich gegen schärfere Kontrollen bei Waffenverkäufen aus: Das Problem sei nicht das US-Waffenrecht, sagte er. «Wir haben eine Menge psychischer Störungen in unserem Land, wie andere Länder auch.» Kelley sei «sehr verwirrt» und in «höchster Weise psychisch gestört».
Regelung als Reaktion auf Schulmassaker
Dass psychisch kranke Menschen in den USA legal Waffen erwerben können, hält Trump offenbar für unproblematisch. Erst im Februar, nur fünf Wochen nach seiner Vereidigung als Präsident, veranlasste Trump, dass eine von Barack Obama eingeführte Regelung (es sollte nicht die letzte bleiben) rückgängig gemacht wurde.
Nach drei Jahren heftigen Widerstands hatte Obama im Dezember 2016 Massnahmen durchgesetzt, die Menschen mit nachgewiesenen schweren psychischen Erkrankungen den Kauf von Feuerwaffen erschweren. Dies war seine Reaktion auf das Schulmassaker in Newtown 2012, bei dem Adam Lanza, ein 20-Jähriger mit schweren psychischen Problemen, zwanzig Kinder und sieben Erwachsene tötete.
Unter der Obama-Regel sollten die Behörden eine Liste von Menschen mit bestätigten psychischen Erkrankungen erstellen, die beim Kauf einer Schusswaffe speziell überprüft worden wären. Davon wären schätzungsweise 75'000 Amerikaner betroffen gewesen.
Versäumnisse der Behörden
Auch in einer weiteren Datenbank tauchte Kelley nicht auf. Am Montag waren Versäumnisse bei der Weitergabe von Informationen über den 26-Jährigen ans Licht gekommen.
Die Verurteilung des früheren Luftwaffensoldaten wegen häuslicher Gewalt gegen seine damalige Ehefrau und seinen Stiefsohn sei ersten Erkenntnissen zufolge nicht in die zentrale Datenbank zur Überprüfung von Schusswaffenkäufern eingetragen worden, teilte eine Sprecherin der Luftwaffe am Montag mit. Kelley hatte von 2010 bis 2014 bei der US-Luftwaffe gedient und wurde schliesslich unehrenhaft entlassen.
(kko/ap)